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HIGH RES LOW BROW

Institut für moderne Kunst
Nürnberg, Germany

Text von Joshua Groß (german only)

Die Ausstellung HIGH RES LOW BROW von Götz Gramlich (*1974), Florian Kuhlmann (*1975) und Timothy Shearer (*1976) thematisiert die Transformation der Gegenwart ins Digitale. Die Show versteht sich dabei als Raumschiff in die sogenannte Metamoderne, in der alles rasend schnell und dabei fast zeitgleich zwischen Widersprüchlichkeiten zu oszillieren scheint; eine Gegenwart, in der ein Streben nach Perfektion, Glattheit und Glanz existiert (high resolution), während das Internet zu einem Moloch für Fake News, Getrolle und Anspruchslosigkeit verkommt (low brow). Was dabei Input ist und was Output, was Inspiration ist und was Reaktion, was Datenübertragung ist und was energetische Resonanz, wird zunehmend unklar – weil bekannte Orientierungslinien verschwimmen.

Hier setzen die Künstler an und vermengen die Untiefen des Internets mit den Sprengkapseln der Utopie, Fototapeten mit Photoshop, historische Ruinen mit den virtuellen Palästen Mark Zuckerbergs. Tweets materialisieren sich an den Wänden, Log-In-Szenarien finden sich auf einem Onesie wieder. HIGH RES LOW BROW fordert den Besuchern im Ausstellungsraum ein virtuelles Verhalten ab: Inhalte sind, was ihre Ästhetik und Präsentation betrifft, so angeordnet, dass sie eher zum Reposten animieren als zur kontemplativen Auseinandersetzung. Durch wie viele Bildschirme und Filter hindurch offenbart die Ausstellung also ihre eigentliche Beschaffenheit?

Götz Gramlichs Videoloop zeigt eine grafische Wechselbewegung: spielerisch dringt das Neue in Form von Seifenblasen ins Bild, um kurz darauf wieder an den gegebenen Verhältnissen zu zerschellen. Timothy Shearer druckt, gespiegelt und entfremdet, Fotografien der gesprengten Pruitt-Igoe-Siedlung in St. Louis auf eine Bomberjacke, er installiert aber auch ein eindrucksvolles Gedankenspiel zu 9/11, in dem einer der Zwillingstürme des World Trade Center noch immer steht und im Ausstellungsraum zur Decke ragt – allerdings nur in einer architektonischen Skizze. Florian Kuhlmann bewegt sich in seinen Arbeiten zwischen Traffic, Energieübertragung und metapoetologischer Kunst: Quellcodes verweisen auf Bilddateien, überall lauern Zugangsbeschränkungen, Ladekabel sind die Nabelschnüre der Metamoderne und technikaffine Besucher des Facebook-Universums bekommen Content über VR-Brillen eingespeist.

Was ist die Realität, wie oft wurde sie schon umgestülpt, konvertiert und gehackt? Diese Fragen stehen bei HIGH RES LOW BROW im Raum, als Fanal oder Funpark, als Anstrengung oder Ablenkung, reduziert auf ihre Zeichenhaftigkeit oder unbegreiflich als Mysterium. Flirt mit der digitalen Revolution oder dystopischer Zustandsbericht? Die Ausstellung jedenfalls gleicht einer verdichtete Kommandozentrale, in der unklar ist, ob nicht alles schon längst auf Autopilot läuft – aber die Energydrinks stehen bereit, die Wirklichkeitsmodelle werden simuliert und, wie Kuhlmann betont: »Die Metamoderne beginnt jetzt.«

Interview mit Florian Kuhlmann auf LÜCKE.
Interview mit Timothy Shearer auf LÜCKE. Johannes Thies, Mematmoderne von A-Z vertwittert und verbloggt auf LÜCKE.

Eine Veranstaltung im Rahmen des Projekts Aus Gründen. 50 Jahre Institut für moderne Kunst.

Fotocredits: Olympia Contopidis